Valdstejn oder Wallenstein

Museum Geschichten, Dr. Miloš Říha, 2004

Die widersprüchliche Persönlichkeit des Herzogs Albrecht von Valdstejn oder Wallenstein aus Friedland (Frydlant, Böhmen) hat das Interesse vieler Autoren erweckt. Sein dramatisches Schicksal haben Historiker und Dramatiker beschrieben und die ausgeprägte Persönlichkeit des Generalissimus wurde zur Vorlage für mehrere Porträtmaler. Zu seiner Zeit war Valdstejn eigentlich so eine Art „Militärunternehmer“. Während des Aufstandes der böhmischen Stände im Jahre 1619 desertierte er mit dem ganzen Regiment aus den Truppen der mährischen Stände und hat gleich noch die Ständekasse gestohlen. Dann ist er zum kaiserlichen Heer übergelaufen und hat auf eigene Kosten Soldaten zur Unterstützung des Habsburger Kaisers Ferdinand II. angeworben. Dieser hat zum Dank dafür im Jahre 1625 seine Adelsherrschaft zum Herzogtum erhoben. Während des dreißigjährigen Krieges wurde Valdstejn oder Wallenstein zum Oberbefehlshaber des kaiserlichen Heeres ernannt. Zur Heeresversorgung nutzte er vor allem die Produkte seiner eigenen Gütern, er bezahlte also sich selbst. So sind dann seine Forderungen gegenüber dem Kaiser immer mehr gewachsen. Dennoch wurde er für seine Verdienste mit den Herzogtümern von Mecklenburg und von Sagan belohnt. Seine Macht und sein Einfluss wurden bald ein Dorn im Auge bei vielen Reichsfürsten und der Kaiser war gezwungen, Valdstejn schließlich zu entlassen und seine Söldnereinheiten wesentlich zu reduzieren. Aber bald zwang der schwedische Siegeszug durch Deutschland den Kaiser Ferdinand, Valdstejn mit der Aufstellung einer Armee zu beauftragen. Damals verdächtigte man Generalissimus sogar, dass er die tschechische Krone für sich in Anspruch nehmen wolle. Nach der verlorenen Schlacht bei Lützen begann er, auf eigene Faust mit den Schweden zu verhandeln, was letztlich mit zu seiner Ermordung in Eger (Cheb, Böhmen) führte.


Mit der Person Valdstejn sind mehrere Fragezeichen und Unklarheiten verbunden. Gleich die erste Frage könnte lauten: War sein Name nun Albrecht Wenzel Eusebius von Valdstejn oder Wallenstein? Im ganzen deutschsprachichen Kulturraum war gewissermaßen seit der Schulzeit der Name Wallenstein fest im Gedächtnis verankert. Urheber war Friedrich von Schiller mit seinem Drama, der Trilogie „Wallenstein“, die er in den Jahren 1796 bis 1799 in Versform im Jambus-Rhytmus (Anmerkung: Betonung auf der zweiten Silbe) geschrieben hat. So hat er den böhmischen Feldherrn auf maßgebliche Weise populasiert. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1638) war mit Sicherheit ein erschütterndes Erlebnis für das Leid geprüfte Deutschland. Dieses Thema wurde mehrmals literatisch bearbeitet (Grimmelshausen, Döblin, Brecht). Auch Friedrich von Schiller hat aus diesem Grunde den Feldherrn als zentrale Gestalt seiner Trilogie gewählt. Es handelt sich dabei selbstverständlich um eine historische Fiktion, aber der Name „Wallenstein“ ist dem Feldherrn quasi „verordnet“ worden. Der Herzog selbst hat sich immer nur Valdstejn geschrieben und ab Anfang der 20er Jahre des 17. Jh. gelegentlich auch Waldstein.

Im Kreismuseum in Eger (Cheb) befindet sich die berühmte Valdstejn`sche Exposition. Die Touristen bewundern hier stets das Bett, das eine Ähnlichkeit mit dem hat, in welchem der Herzog am 25. Februar 1634 ermordet worden war. Die Museumsführer geben allerdings gleich an, dass das Bett aus Schloss Königswart (Kynzvart) stammt, in dem in den Jahren 1933-1936 der spanische König Alphons XIII. geschlafen hat. In den Königswarter Sammlungen finden sich weitere Erinnerungsstücke an Albrecht von Valdstejn. Das Porträt des Herzogs in Lebensgröße hat der Maler Christoph Frank nach einem Original der Gemäldegalerie des Fürsten Liechtenstein im Jahre 1819 für den Fürsten Metternich gemalt. Im Kuriositätenkabinett befindet sich eine komplette Rüstung mit Kettenhemd - Mantel, Haube, Hose, Schuhe, Leibriemen und Handschuhe. Nach Aussage des Kustos Karl Huss (Anmerkung: Museumsleiter bei Fürst Metternicht und letzter Scharfrichter von Eger) stammt die Rüstung aus der Hinterlassenschaft Valdstejns, ebenso wie ein Paar eiserne Handschuhe. Während das Kettenhemd in der Rüstkammer des Schlosses ausgestellt ist, hatten die eisernen Handschuhe ein komplizierteres Schicksal. Im Jahre 1961 hat es sich das Städtische Heimatmuseum in Plan bei Marienbad (Plana u Marianskych Lazni) gemeinsam mit einer Renaissancerüstung, mit Haube, Sporen, Schwert und Weidmesser ausgeliehen. Als aber das Museum in Plan drei Jahre später die Pforten schloss, hat das Bezirksmuseum in Tachau (Tachov) nur die Rüstung (erst im Jahre 1969) dem Schloss Königswart zurück gegeben. Im Jahre 1974 gelangte das Schloss unter Verwaltung des Denkmalinstitutes in Pilsen (Plzen). Zur Rückgabe des Schwertes, des Weidmessers, zweier Sporen und des Handschuhpaares kam es dennoch nicht. Der jetzige Kastellan hat nach seinem Amtsantritt auf Schloss Königswart im Jahre 1994 diesen Sachverhalt festgestellt. Seit über zehn Jahren beantragt er vergeblich die Suche nach den Gegenständen und ihre Rückgabe nach Königswart. Hinweise, wo sie sich eventuell befinden könnten, werden dankbar entgegen genommen.

Johannes Kepler, der berühmte Astronom und Mathematiker am Hofe Rudolfs II., charakakterisierte in seinem Horoskop Valdstejn als inteligenten und gleichzeitig doch grausamen und rücksichtslosen Karrieristen. Die authentischen Andenken an den Heeresführer im Königswarter Museum erinnern ein wenig an seinen Ruhm, ohne eine Spur von Neid oder Inspiration. Valdstejn gehörte, das muss man so sagen, zu den bedeutendsten Ökonomen seiner Zeit und die Prosperität seiner Güter war sicherlich auch nachahmenswert gewesen. Der Zufall wollte es, dass in seiner Söldnerarmee auch fünf Metternich- Brüder (Anmerkung: Neffen des Erzbischofs und Kurfürsten Lothar) dienten und genau diese Offiziere haben im Jahre 1623 das konfiszierte Königswarter Herrengut erworben. Wir können feststellen, dass sich so Albrecht von Valdstejn auf seine Art um den Zuzug der Familie Metternich nach Böhmen verdient gemacht hat.