Ausflug zur Weltausstellung

Museum Geschichten, Dr. Miloš Říha, 2004

Welches Volk würde nicht gerne von Zeit zu Zeit sein handwerkliches und künstlerisches Können ehrenvoll und zusammenfassend auch den anderen Ländern und Völkern präsentieren wollen? Wenn man dazu den da noch nie gewesenen Aufschwung der Industrie und der neuen technologischen Entwicklungen vor 200 Jahren dazu zählt, war es wirklich nur eine Frage der Zeit, wann jemand auf die Idee der Veranstaltung einer Weltaufstellung kommt.

Die ersten Ausstellungen ähnlicher Art waren doch noch nicht ganz so weltmännisch. Sie begrenzten sich meistens nur auf das eigene Land und auf wenige eingeladene Aussteller. Bereits die ersten Industrieausstellungen wurden um verschiedene Kunstwerke bereichert und wurden vorbereitet von der Gesellschaft für die Unterstützung der Kunst, Produktion und des Geschäfts im London in Jahren 1756 a 1757. In Mitteleuropa fand die erste Industrieausstellung im Jahre 1791 im Prag statt (deswegen auch um 100 Jahre später die berühmte Jubiläumsausstellung) und danach folgten in der ersten Hälfte des 19.Jahrhundert ähnliche Ausstellungen in Mainz, Berlin, Leipzig, München und weitere.

Die erste Weltausstellung fand im Jahre 1851 im London statt. Es stellten sich hauptsächlich Aussteller aus England und den britischen Kolonien vor, aber auch aus anderen europäischen Länden und aus der Übersee. An den großen finanziellen Erfolg dieser Londoner Ausstellung folgten dann wenig erfolgreiche Industrieausstellungen in Jahren 1853-1854 im New York, weitere dann im Jahre 1855 im Paris und im Jahre 1862 im London. Neu war bei dieser zweiten Londoner Ausstellung die Kehrwendung – Hundert Jahre zurück - in der Maler- und Bildhauer- Schaffens. Bei diesem Kontrast wurde durch die Aussteller der Vorschritt der modernen Kunst hervorgehoben.

Die Weltausstellung im Jahre 1867 im Paris war bestimmt das größte Unternehmen seines Artest, das stattgefunden hatte. Auf der Fläche von fast 42 ha stellten über 33 Tausend Aussteller vor und die Zahl 11 Millionen Besucher wurde auch noch sehr lange nicht übertroffen.

Zu der Weltausstellung im Paris im Jahre 1867 begab sich auch der österreichische Kaiser Franz-Josef I. Die komplette Personenaufstellung, die sein kaiserliches Gefolge bildete, war wirklich sehr lang. Das ganze über drei Seiten lange Dokument, wurde danach sorgfältig wieder in dem Königswarter Kuriositätenkabinett abgelegt. Kein Wunder; der Königswarter Fürst Richard von Metternich – der Sohn des berühmten Kanzlers, war damals der Attache des Franz-Josef I. bei Hofe des französischen Kaiser Napoleon der III. in Paris.

Zu der Weltausstellung begleitete die anderen Kaisers der Fürst Richard von Metternich selbst. Vorher hat er sich für ganze 100 Franks eine Abo-Eintrittskarte gekauft. Es handelte sich um ein zusammengefaltetes Karton 9x6cm. Auf der linken Seite ist eine Fotografie mit Fürst Richards Portrait, seinem Namen und Abo-Nummer 6.020. Auch diese Eintrittskarte wurde in den Königswarter Kuriositätenkabinett abgelegt.

Auf der Weltausstellung im Paris im Jahre 1867 wurden auch erstes Mal Einrichtungen vorgestellt, die zur Förderung und Erleichterung des täglichen Lebens beitrugen; Lernmethoden, Wohnqualität, Haushaltgeräte. Erstes Mal wurde auch die praktische Produktion vorgeführt. In der Abteilung der Kulturgeschichte wurde die erste Exposition der Arbeitsgeschichte vorgestellt. Mit vielen Einfällen und Plänen war das alles sicher sehr inspirativ auch für den 37-jahrigen Kaiser; z.B. wie er seine Erbmonarchie noch mehr Fördern könnte. Noch in demselben Jahr hatte der Kaiser so genanntes Österreich-Ungarisches Ausgleich und später noch die Verfassung vom Dezember 1867 (die Dezember-Konstitution) erlassen, was sehr bedeutend zur Liberalität des Verwaltungsregimes beigetragen hatte. Der Kaiser konnte damals noch nicht mal ahnen, dass das alles in einem Halben Jahrhundert ganz anders aussehen wird.