Der Betrieb des Golfplatzes auf der Schloss Kynžvart wurde eingestellt.
Jan Zizkas hussitischer Kolben
Museum Geschichten, Dr. Miloš Říha, 2004
Zum ersten Mal erfahren wir etwas über den Eisenkolben im Eintrag, den das Herrschaftsamt in Plasy bei Pilsen im Jahr 1841 beschaffte. Hier steht, dass der Pater Cornelius Werner, der letzte Zisterzienserpriester und Professor aus dem abgeschafften Plasy-Konvent, dem Bedienten Schissel auf dem Sterbebett den hussitischen Kolben mit diesen Worten übergab: „Hier erhältst du zum Andenken eine Waffe, die der böhmische Rebell Ziska führte, mit der viele meiner geistlichen Mitbrüder ihr Leben verloren und erschlagen worden sind. Dieses furchtbare Instrument wurde in der Convents Capelle sorgfältig und bis zur Aufhebung des Klosters aufbewahrt, und gieng seit dieser Zeit von einem Mitbruder auf den andern über. Ich bin nunmehr der letzte, der diese besitzet, nehme selbe und bewahre sie bis zu deinem Tode wohl, und verfüge mit selber bei deinem Lebensende auf eine anständige Weise."
Der Eintrag mit diesem Text ist ein neuer und bisher eigentlich völlig unbekannter Beweis der Tatsache, dass die Zisterzienser seit ungefähr 1424 bis 1785, als das Kloster durch den Erlass vom Kaiser Josef II. abgeschafft wurde, den originalen Kolben dieses „tschechischen Rebellen“ ganze 361 Jahre in der Klosterkapelle aufbewahrten.
Jan Zizka aus Trocnov (geb. gegen 1360 – gest. am 11.10.1424) nahm persönlich an mehreren Kämpfen in der Pilsener Gegend teil. So eroberte er im Januar 1420 die Klöster in Chotesov und Kladruby. Sein Kolben konnte aber erst in dem letzten Lebensjahr dieses Heerführers in das Plasy- Kloster geraten. Mitte Mai 1424 unternahm Zizka einen Feldzug in die Pilsener Gegend. Am 17. Mai schickte Karlstein gegen ihn eine Hilfe für die Stadt Pilsen und Zizka floh schnell über Zatec und Louny in Richtung Prag, wo er in Kostelec nad Labem schon nach acht Tagen belagert wurde. Dort entbehrte er schon vielleicht seinen Kolben...
Im Jahr 1824 erwarb Fürst Klement Metternich die Herrschaft. Das Plasy-Herrschaftsamt übergab den Jana Zizkas Kolben mit dem Eintrag über diese Tradition am 9. Juli 1841 dem Königswarter Herrschaftsamt für das Kuriositätenkabinett im Schloss Königswart. Der Verwalter der Schlosssammlungen des Fürsten Metternich war derzeit der Pater Joachim Auer (das Schlossmuseum übernahm er im Jahr 1838 nach dem Tod des ersten Schlosskustos – des letzten Henkers Karl Huss). Der Kustos ordnete den eisernen Kolben in die Sammlungen ein und notierte sorgfältig seine Geschichte. Diese wurde noch Jahrzehnte erzählt, obwohl der weitere Verwalter der Sammlungen, Prof. Paul Rath, zum Eintrag seine Bedenken hinfügte, ob sich der Mönch die ganze Geschichte auf dem Sterbebett vielleicht nicht ausgedacht hatte. Er fand es nämlich unwahrscheinlich, dass der Kolben eines solchen Rebellen über Jahrhunderte in der Kapelle des Plasy-Konvents aufbewahrt wurde.
Nach der Nachkriegkonfiskation des Schlosses Königswart und seiner Sammlungen im Jahr 1953 wurde auch eine neue Inventarliste angelegt. Hier finden wir auch Jan Zizkas Kolben, beschrieben aber nur noch als „eiserner Kolben mit gedrehtem Griff aus Holz und Eisen, Höhe 67.“ In dieser und auch in keiner späteren Liste finden wir eine Erwähnung der Geschichte vom Hussitenkolben, mit dem der „tschechische Rebell Zizka herrschte“. Der Kolben hängt deswegen ganz unauffällig in dem Schlossrüsthaus, wo täglich hunderte Besucher durchlaufen und seine Geschichte wird ihm erst heute zurückgegeben.